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Abusina (Eining)
Antikefan > Themen > Militärische Anlagen > Obergermanisch-Raetischer Limes > Abusina
 

 

[88] Parademaske gefunden in Abusina
Geschichte von Abusina  
Außerhalb des römischen Kohortenkastell existierte eine größere Zivilsiedlung (vicus), die ihre Blütezeit im 2. und 3. Jrh. hatte. Es gab dort zahlreiche steinerne öffentliche Bauten und Übernachtungsmöglichkeiten. Handwerker, Händler und Gastwirte lebten von den hier ansässigen Soldaten. Die Blütezeit Abusinas endete mit den Alamanneneinfällen zwischen 233 und 260. In dieser Zeit lag das römische Leben in der Provinz Raetia darnieder. Ausgrabungen im vicus gab es bisher nicht. Einige größere Gebäude zeichnen sich aber in Luftbildern ab. In der unsicheren Zeit der Spätantike wurde die Zivilsiedlung weitgehend innerhalb der Mauern des alten nicht mehr genutzten Kohortenkastell verlagert.
[91] Übersicht über das Kohortenkastell und den Kastellvicus
 
Kastelle in Abusina  
[90] Grundriss des Kohorten- und des spätrömischen Kastell
[91] Winterliches Luftbild
 
A Praetorium
B Barackenbau
C Via Praetoria
D Spätrömisches Kastell
E Mansio (Rasthaus)
F Älteres Kastellbad
G Kastellthemen
H Veteranenwohnung
J Kastellvicus
1 Fahnenheiligtum
2 Exerzierhalle
Das römische Kohortenkastell wurde anfänglich um 80 n.Chr. als Holz-Erde-Konstruktion errichtet mit 4 Toren und den üblichen Eck- und Zwischentürmen. Seine Abmessung war 125 x 147 Meter. Die Lage des Kastell am Zusammenfluss von Abens und Donau auf einer Anhöhe war strategisch günstig gewählt. Desweiteren treffen sich in Eining mehrere Strassen und der Obergermanisch-Raetische Limes endet hier nördlich der Donau (bei Hienheim). Um 150 wurde es dann in Steinbauweise erneuert. Nach wechselnden Truppen (4. Gallierkohorte, 2. Tungrerkohorte und die 3. italische Legion zum Beginn des 2.Jrh.) war seit kurz vor 153 n.Chr. die 500 Mann starke Cohors III Britannorum equitata (3. berittene Britannierkohorte) hier stationiert. Sie blieb bis zum Ende des römischen Reiches. Um 180 wurde Abusina von den Markomannen überrannt. Trotzdem erlebte der Ort in der ersten Hälfte des 3.Jrh. seine Blütezeit. Kaiser Caracalla hat das Kastell im Jahre 213 besucht. Nach den verheerenden Alamanneneinfällen zwischen 233 und 260 wurde das Kastell erst zu Beginn des 4.Jrh.l von der 3. Britannierkohorte wiederbesetzt. Sie erbauten in der Südwestecke des alten Kohortenkastell ein neues spätantikes Kastell in den Abmessungen von 37 x 45 Meter. Dieses war zwar damit wesentlich kleiner aber auch wesentlich stärker befestigt als das vorherige Kastell. Die Mauern des alten Kastell dienten nun vornehmlich der Zivilbevölkerung zum Schutz, da der vicus in der Spätantike hierher verlagert wurde. So konnte die zunehmend durch Germanen verstärkte Truppe die Grenze des spätantiken Donau-Iller-Rhein-Limes noch bis ins 5.Jrh. hinein verteidigen.
 
Kohortenkastell
Befestigungen
Stabsgebäude (principia)
Barackenbauten
Kohortenkastell Abusina
Befestigungen (Tore, Türme, Mauern und Gräben)
Nordtor des Steinkastell (von außen)
[91] Rekonstrution des Nordtores
Osttor (porta praetoria) des Steinkastell von innen gesehen
Blick auf das Nordtor von innen
[91] Befestigungsanlagen im Schnitt (Nordtor)
 
Ein Kastell hatte üblicherweise vier Tore: Das Haupttor (porta praetoria), das rückwärtige Tor (porta decumana), das rechte Tor (porta principalis dextra) uns das linke Tor (porta principalis sinistra). Das Nordtor war demnach im ersten Holz-Erde-Kastell die porta praetoria. Mit dem Umbau zu einem Steinkastell wurde die Hauptachse (porta praetoria) von Norden nach Osten gedreht. Danach war das Nordtor dann die porta principalis sinistra. Bis auf das Tor zur Donau hatte alle Tore zwei durch Mittelpfeiler getrennte Durchfahrten. Das Doppeltor flankierten wie üblich wohl 8 meter hohe Türme. Das Kastell hatte 20 solcher Türme, 8 Tortürme, 4 Ecktürme und jeweils einen Zwischenturm zwischen Tor- und Eckturm. Mauer und Türme waren durch Zinnen gekrönt. Weiteren Schutz gewährleisteten zwei umlaufende jeweils 8 Meter breite und 4 Meter tiefe Gräben, wobei diese an den Torzugängen unterbrochen waren. An der steilabfallenden Donauseite war kein Graben nötig.
principia (Verwaltungs- und Stabsgebäude)
Durch den Eingang gelangte man zunächst in eine Vorhalle, die Exerzierhalle. Danach kam man in den Innenhof mit Säulengang und Brunnen. Rechts vom Innenhof lag die Waffenkammer und links befanden sich die Büros (tabulariae) Im hinteren (teilweise beheizbaren) Teil befanden sich mehrere Einzelräume, die Versammlungsräume der Offiziere (scholae) und das Kriegsgericht (tribunal). Das Kernstück der principia bildete das Fahneheiligtum (capitolium) in der rückwärtigen Apsis. Dort befanden sich wie üblich die Standarten der Einheit und ein Standbild des jeweiligen Kaiser. In einem Keller unter dem Fahnenheiligtum befand sich die wertvolle Soldkasse.
[91] Rekonstruktion
Blick auf den Innenhof, die hinteren Räume und die rückwärtige Apsis (Fahnenheiligtum)
Barackenbauten
 
Spätrömisches Kastell  
Nach dem Verlust des Limesgebietes jenseits der Donau wurde das spätrömische Kastell im Zuge der Neuorganisation des spätrömischen Donau-Iller-Rhein-Limes unter Kaiser Aurelian und Probus erbaut. Vom Kohortenkastell wurde die Mauer und Gräben im Süden ab der porta principalis dextra sowie der Westturm des genannten Tores und im Westen die Mauer bis zum ersten Zwischenturm weiterverwendet. Die Ost- und Nordseite erhielten neue starke Mauern. An der neuen Nordostecke wurde ein neuer Turm erichtet und ebenso in der Mitte der Nordfront ein Turm mit Tor. Entlang der beiden neuen Mauern befanden sich im Innern die Mannschaftsräume. In der Mitte des Hofes befand sich ein 22 Meter tiefer Brunnenschacht. Später wurde das Kastell an der nördlichen Mauer durch Bauten erweitert. Dieser Nordvorbau stand auf einer mächtigen Aufschüttung. Der Kastellvicus übersiedelte in das restliche nicht mehr benötigte Kohortenkastell. Als Zugang zum spätrömischen Kastellvicus wurden die porta praetoria und die porta principalis sinistra beibehalten.
[92] Rekonstruktionszeichnung

Nördliche Erweiterungsbauten am spätrömischen Kastell

Eingangsturm mit Tor in das spätrömische Kastell

Blick vom Innenraum des Kastell auf den Torbereich
 
Kastellthermen  
Die großen Thermen wurden wohl um die Mitte des 2.Jrh errichtet. In den ergrabenen Mauern lagen mehrere Bauphasen übereinander, die sich heute nicht mehr sicher voneinander trennen lassen. Das Bad wurde mindestens einmal während der Markomannenkriege um 170 zerstört und danach wiederaufgebaut. Dabei erhielt es Erweiterungen und Umbauten. So war die ältere Therme nur 20 Meter lang und die jüngere Thermenanlage mit 38 Meter deutlich länger. Beide Bauphasen waren dem sogenannten Reihentypus zuzuordnen. Unmittelbar vor der Südseite befand sich ein kleines Bad mit 6,5 x 7 Meter. Es ist nicht auszuschließen, daß dieses kleine Luxusbad extra zum besuch des Kaiser Caracalla errichtet wurde. Vielleicht war es aber auch nur den höherstehenden Personen, Offizieren oder dem Lagerkommandanten vorbehalten.
1 Wohngebäude
2 Kleines Badegebäude
3 Hof
4 Schuppen
5 Umkleideraum (apodyterium)
6 Kaltbad (frigidarium)
7 Laubad (tepidarium)
8 Heißbad (caldarium)
9 Schwitzbad (laconium)
10 Heizungsanlage (praefurnium)
11 Erweiterungsbau
[91] Grundriss der Kastellthermen
Blick auf das kleine Badegebäude Blick auf die große Thermenanlage mit dem Umkleideraum im Vordergrund sowie dem Schwitz- und dem Warmbad
Die Heizanlage
 
Das Warmbad
 
Die Thermenanlage wurde 260 n.Chr. von den Alamannen zerstört. Danach zog sich die Bevölkerung in das ehemalige Kohortenkastell zurück und errichtete dort ein neues wenn auch kleineres Badegebäude.
 
Mansio (Raststation)  
In der letzten Bauphase (es waren wohl insgesamt drei) war die Raststation mehr als 36 Meter lang und bis zu 26 Meter breit. Die jeweiligen Umbauten waren wahrscheinlich nach den Zerstörungen durch die Germanen erfolgt. Um 260 n.Chr. wurde die Raststation endgültig zerstört. Zur besonderen Ausstattung des Rasthauses zählte die Fußbodenheizung, die sich in nahezu jedem Raum befand. Im Osttrakt war ein kleines Bad mit kalten und warmen Wasser vorhanden.
[91] Rekonstruktion der Raststation