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Castra
Regina
Das römische
Legionslager in Regensburg
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Limes > Castra Regina (Regensburg) |
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Luftbild vom Kastell mit der Dorfkirche |
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Geschichte
von Castra Regina |
An der
Mündung von Naab und Regen in die Donau kreuzten sich schon
in der vorrömischen Zeit bedeutende Handels- und
Verkehrswege. Diese verkehrsgünstige Lage war es wohl auch,
die die Römer dazu bewog, hier einen Militärstützpunkt zu
errichten. Gegen 80 n.Chr. wurde im heutigen
Regensburg-Kumpfmühl auf einem Hangsporn, von dem aus der
Donaubogen sowie die zwei Flußmündungen (Naab und Regen)
einzusehen waren, ein erstes 2,2 ha (160 x 137 Meter) großes Kohortenkastell
in Holz-Erde-Bauweise fertiggestellt. Hier waren entweder eine
500 Mann starke berittene Kohorte oder eine Doppelkohorte mit
ca. 1000 Fußsoldaten stationiert. Während der Markomannenkriege
unter Kaiser Marc Aurel (161-180 n.Chr.) wurde dieses Kastell
jedoch wieder zusammen mit der zugehörigen Zivilsiedlung
zerstört (wahrscheinlich gegen 170). Im Bereich der heutigen
Altstadt wurde danach auf Befehl Kaiser Marc Aurels mit dem
Bau des Legionslager
für die III. Italische Legion begonnen. Dieses wurde 179
n.Chr. fertiggestellt und war seitdem der militärische
Hauptstützpunkt der Provinz
Raetia. Der Legionskommandant war auch gleichzeitig der
Statthalter der Provinz Raetia. Westlich des Legionslager
entwickelte sich in der nachfolgenden friedlichen Zeit eine
ansehnliche Zivilsiedlung, in der Handwerker, Händler und die
Angehörigen der ca. 6000 Legionäre lebten. So wurde Castra
Regina ("Befestigtes Lager an der Mündung des
Regens") neben seiner militärischen Rolle auch zu einem
wichtigen Handelsstützpunkt der Provinz Raetia. Erst im
3.Jrh. durchbrachen feindliche Germanenstämme
erneut den Limes in dieser
Provinz. Während Teile der III. Italischen Legion im Osten
gegen die Sassaniden kämpften, wurden in den 40er Jahren des
3.Jrh. auch das Legionslager und das Umland von Regensburg von
Alamannen
stark verwüstet. Das Lager wurde nach diesen Anstürmen
wieder aufgebaut, aber das Umland erholte sich kaum mehr von
den massiven Zerstörungen. Die meisten Bauernhöfe wurden
aufgegeben. Noch ein zweites Mal wurde Castra Regina gegen
Ende des 3.Jhr. zerstört. Um 357 fielen Juthungen, ein
Teilstamm der Alamannen, in Raetien ein und richteten schwere
Verwüstungen in der Provinz an. Auch Castra Regina dürfte in
Mitleidenschaft gezogen worden sein. Die letzte Abteilung der
III. Italischen Legion zog Ende des 4.Jrh. aus dem Lager ab,
somit verlor Castra Regina auch seine militärische Bedeutung.
Mit dem Beginn des 4.Jrh. nahm der Anteil der Germanen
an der Bevölkerung stetig zu. Ab dem 5.Jrh. kam diesen dann
die bestimmende Rolle zu. Der ehemalige römische
Legionsstandort bekam die Funktion des Herrschaftssitzes der
bajuwarischen Stammesfürsten (Herzöge). |
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Legionslager
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Das
steinerne Legionslager mit einer Fläche von 24,3
ha (540 x 460 Meter) wurde von einer etwa 8 Meter
hohen und 2 Meter starken Mauer umschlossen. An
deren Außenseite befand sich ein Spitzgraben und
innen waren Wälle angeschüttet. In
regelmäßigen Abständen standen insgesamt 30
Türme (inklusive der Tortürme). Die Mauerecken
waren abgerundet. Die 4 Tore waren von je 2
Tortürmen flankiert. Das Lagerinnere wurde wie
bei allen befestigten Römerlagern dieser Epoche
gegliedert durch die in Ost-West-Richtung
verlaufende via principalis und die in
Nord-Süd-Richtung führende via praetoria. An
diesen Lagerhauptstraßen lagen die Unterkünfte
für Handwerker, Verwaltungssoldaten, das
Lazarett, die Latrinen u.ä. Die rechtwinklig
abzweigenden kleineren Lagergassen führten zu den
Wohnquartieren der einfachen Soldaten. Im Zentrum
des Lagers lagen die principia, das Hauptquartier,
sowie das praetorium, das Wohnhaus des
Kommandanten der Legion. Dies war in Castra Regina
der Lagerpräfekt. Der eigentliche
Legionskommandeur residierte in seiner Funktion
als Statthalter der Provinz Raetia in deren
Hauptstadt Augusta Vindelicum (Augsburg). Er kam
nur zu Inspektionen persönlich in das
Legionslager. |
Am
Fuße des an der Innenseite der Lagermauer
aufgeschütteten Erdwalls zog sich die 10 Meter
breite via sagularis um das gesamte Lager herum.
Rund um das Lager und die Zivilsiedlung lagen eine
ganze Reihe von Bauernhöfen (villa
rustica), die vorrangig zur Versorgung der
Legion aber später auch der Zivilsiedlung
angelegt wurden. |
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Porta
Praetoria |
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Rundbogen
der Tordurchfahrt |
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Von
den 4 gewaltigen Toren mit flankierenden Türmen
sind große Teile des Nordtores zur Donau (Porta
Praetoria) noch sichtbar. Erhalten sind der linke
Torturm und ein Bogen des ursprünglich wohl sehr
repräsentativen Lagerzugangs. Der Torturm steht
noch über zwei Geschosse. Der einst 11 Meter hohe
Torturm wurde aus Kalksteinquadern errichtet. Der
4 m breite und 6 m hohe erhalteneTorbogen besteht
aus 13 großen Quadern, die ohne Mörtel
aneinandergefügt wurden. |
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Die
Porta Praetoria des einstigen Legionslager Castra
Regina ist das größte erhaltene Baudenkmal der
Römerzeit in Süddeutschland. |
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Fundamentmauer
des Torturm |
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Rekonstruktion der Porta Praetoria mit
Kennzeichnung der erhaltenen Gebäudeteile |
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Mauern
des Legionslager |
Die
aus Sand- und Kalksteinquadern errichte römische Mauer
war insgesamt 545 Meter lang, 7-8 Meter hoch und 2,4
Meter stark. Eine 10 Meter breite Erdaufschüttung
verstärkte das Mauerwerk von innen und diente als
Wehrgang. Die Mauer ist in mehreren Teilen auch heute
noch sichtbar. Sie wurde im 3.Jrh. bei Einfällen der
Alamannen teilweise zerstört und wieder aufgebaut. |
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Eckmauerstück |
Ein
Teil der östlichen Befestigungsmauer des Lagers ist
heute noch in einer Tiefgarage zu sehen. |
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